Simon Stiebjahn Sharing is Caring.

Deutscher Meister XCE!

Juli 27, 2017

Deutscher Meister Sprint und Deutscher Vize-Meister im Cross-Country innerhalb von weniger als 48 Stunden. Ein Traum wurde wahr und ich bin immer noch völlig überwältigt. Ein Wochenende, an das ich mich wohl noch lange erinnern werde, voller Emotionen, geht zu Ende. Aber von vorne.

Die Erfolgsgeschichte fing bereits am Dienstag an. Allerdings mit einem Schock. Beim letzten Abschlusstraining auf der Strecke des Singer Wäldercups stach mich in einer Downhill Sektion eine Wespe in den Hals. Aus Erfahrung heraus wusste ich, dass so etwas bei mir recht schnell dick wird. Am Hals nicht ganz so witzig. Deshalb baute ich wohl oder übel einen außerplanmäsigen zusätzlichen Intervall quer durch Neustadt ein, um so schnell wie möglich zum Arzt zu kommen. Dort angekommen war der Stich schon deutlich angeschwollen. Dank der guten Versorgung vor Ort und nach Rücksprache mit Nina Wrobel konnten sofort gegenwirkende Maßnahmen eingeleitet werden. Dabei fehlen durfte auch der Essigwickel von Mutti nicht. So war zwar die Schwellung am Mittwoch noch sichtbar, aber behinderte beim Training zum Glück nicht.

Nach dem Schock ging es am Donnerstag nach Bad Salzdetfurth. Nach sieben stündiger Fahrt im Hotel angekommen ging es noch kurz aufs Rad um die Beine zu lockern und um einen ersten Eindruck von der Strecke zu bekommen. Denn bereits am Freitag stand die erste Entscheidung an diesem Wochenende an. Die im Eliminator Sprint. Die Disziplin, in der ich 2014 meinen bisher ersten und einzigen Deutschen Meister Titel einfahren konnte.

Eliminator

Pünktlich am Freitag um 16:30 Uhr war ich es dann der den Prolog eröffnen durfte. Der Prolog, welcher über eine Runde führt, lief für mich ganz gut. Ich machte keine großen Fehler und fühlte mich spritzig. Leider war die Zeit nicht ganz so schnell wie erhofft und als 12. verlor ich bereits über drei Sekunden auf meinen Teamkollegen Niklas Schehl, der die schnellste Marke setzte. Grund nervös zu werden gab es allerdings nicht, denn ich wusste meine Stärke würde mit zunehmender Wettkampfdauer kommen und im Gegensatz zum Prolog waren jetzt zwei Runden zu absolvieren. Das Achtelfinale und Viertelfinale verlief ohne große Schwierigkeiten und so konnte ich mich jeweils für die nächste Runde qualifizieren. Im Halbfinale kam es dann zum Ersten großen Show-Down. Ein stark besetzter Heat. Niklas Schehl, Christopher Platt und Felix Klausmann waren die Konkurrenten. Nach dem Start lag ich an 3. Position. An einer 180 Grad Wende konnte ich in der zweiten Runde dann an Felix Klausmann vorbei ziehen und lag auf dem zweiten Platz, welcher den Einzug ins Finale zur Folge hätte. Doch es wurde nochmal richtig spannend, spannender als persönlich erhofft. Felix Klausmann holte auf der Zielgerade nochmals gewaltig auf, doch gefühlt hatte ich beim überqueren der Ziellinie noch einen hauchdünnen Vorsprung. So freute ich mich über den Einzug ins Finale. Wenige Sekunden später wurde das Ergebnis allerdings korregiert und auf Grund der Zeitmessung wurde Felix Kalusmann als der Schnellere ausgemacht und rückte ins Finale vor. Ich war verwundert und ging in Richtung Kampfgericht um einen Fotobeweis anzufordern. Nach langem hin und her entschied das Kampfgericht dann doch, dass ich vorne gewesen bin. An dieser Stelle ist zu sagen, dass verschiedene Bilder aus verschiedenen Perspektiven herangezogen wurden und es war tatsächlich so, dass ich vorne gewesen bin. Es war eine Milimeter Entscheidung und am fairsten wäre es wohl gewesen auch Felix im Finale starten zu lassen.

Das Finale

Nach einigen Diskussionen stand ich also doch im Finale. Jetzt hieß es kühlen Kopf bewahren. Nach den Diskussionen im Vorfeld gar nicht so einfach. Der Kampf um die Medaillen bestritten Julian Schelb, David Horvath, Niklas Schehl und ich. Mein persönlicher Favorit war Niklas, denn er hatte den schnellsten Start, war fahrtechnisch suverän und hatte das Stehvermögen. Aber in einem Finale kann so viel passieren, da ist man nie sicher. Und so sollte es kommen. Der Startschuss fiel und alle vier Fahrer traten mit allem was sie hatten in die Pedale. Unter dem tobenden Aplaus des Publikums rasten wir auf die erste Kurve zu. Ich sortierte mich an vierter Position ein und profitierte von einem aus meiner Sicht nicht ganz fairen Manöver von David, der auf der Innenbahn Niklas in die Bande drückte und übernahm erst einmal die 3. Position. So jagten wir in der Reihenfolge Julian vor David vor mir vor Niklas in die zweite Runde und wie bereits in der ersten Runde fuhr David ein sehr hartes Manöver gegen Julian, welches ihn zum Ausklicken zwang. Profitör war wiederum ich, da ich auf der Innenlinie Julian überholen konnte.

Die letzten Meter

Jetzt war nur noch David vor mir. Ich konzentrierte mich auf die Zielgerade, dort wollte ich David überholen, musste gleichzeitig aber aufpassen nicht von hinten überholt zu werden. Ein Fahrer, eine Chance zum Überholen, ein Antritt in dem ich alles mobilisieren musste um den Traum vom zweiten Titel perfekt zu machen. Und es gelang mir! Mit einer halben Laufradbreite Vorsprung konnte ich mir nach 2014 den zweiten Deutschen Meistertitel im Eliminator Sprint sichern. Die Emotionen waren überwältigend. Ich habe natürlich von Gold geträumt, aber das es jetzt tatsächlich geklappt hat, ein geiles Gefühl. Silber ging an David und Bronze an Julian. Leider ohne Medaille an diesem Tag blieb mein Teamkollege Niklas, dennoch kann er sehr stolz auf sich sein mit dem vierten Platz. Im Prolog und auch in den Heats zuvor hatte er gezeigt, dass er das Zeug gehabt hätte Deutscher Meister zu werden. Es war mit Sicherheit nicht seine letzte Chance.

Deutscher Meister 2017! Unglaublich. Zu Beginn fehlten mir die Worte und erst im Laufe des Abends fing ich an zu realisieren was ich erreicht hatte. Ich freue mich darauf bis zur nächsten Meisterschaft die schwarz-rot-goldenen Streifen auf meinen Schultern tragen zu dürfen. Ein Dank geht auch an die Zuschauer vor Ort, die für eine geniale Stimmung gesort haben, gepaart mit dem spannenden Finale mit vielen Überholmanövern war dies sicherlich ganz große Werbung für den Sport.

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