Simon Stiebjahn

Brasil Ride 2023 – Mountainbiken im Herzen Brasiliens

Oktober 21, 2023

Mountainbiken im Herzen Brasiliens

Es gibt Momente im Leben eines Mountainbikers, die einen schlichtweg sprachlos zurücklassen. Genau das erlebe ich gerade hier in Brasilien. Die Gegend, die Menschen, die Gastfreundschaft, das grandiose Essen und die einzigartige Atmosphäre haben mich schlichtweg umgehauen. Aber lasst uns von Anfang an beginnen.

Mein Abenteuer begann mit einem Flug von Frankfurt über São Paulo nach Porto Seguro, dem nächstgelegenen Flughafen zu Arraial d’Ajuda. Der erste Flug ging über Nacht, was uns die Möglichkeit für ein wenig Schlaf verschaffte. Doch in São Paulo erwartete uns die erste echte Herausforderung: Das erneute Einchecken und Aufgeben des Gepäcks. Mit nur 2 Stunden und 45 Minuten Aufenthalt in São Paulo war es ein ziemlicher Wettlauf gegen die Zeit. Aber das Risiko hat sich gelohnt und wir haben es rechtzeitig zum Gate geschafft. Falls man eine eher entspanntere Variante möchte, gibt es auch einen Abendflug nach Porto Seguro.

In Porto Seguro angekommen, ein sehr kleiner und einfacher Flughafen, ging es direkt zur Autovermietung. Die Kommunikation war hier nicht ganz einfach, da in der Region nur wenige Menschen Englisch sprechen. Aber mit Händen und Füßen, Google Übersetzer und ein wenig Geduld haben wir unseren Mietwagen erhalten. Ein Mietwagen zu buchen ist eigentlich nicht notwendig, da das Brasil Ride alles bestens organisiert, inklusive Flughafenabholung. Auch in Arraial d’Ajuda ist alles bequem zu Fuß erreichbar, dennoch haben wir uns für ein Mietauto entschieden, um auch den ein oder anderen Ausflug unternehmen zu können. Ein geländegängiger Jeep ist hier definitiv von Vorteil.

Unsere Unterkunft ist im „Aquarius Pousada e Chalés“, einem charmanten kleinen Hotel mitten in der Stadt, direkt an der Estrada do Mucugê, wo sich das touristische Leben abspielt. Über den Veranstalter des Brasil Ride kann man sich bei der Anmeldung in verschiedenen Partnerhotels einbuchen, je nach Präferenzen, ob direkt am Strand oder mitten im Geschehen der Stadt. Ebenfalls direkt mitbuchen kann man den Bikeservice und eine Massage jeden Tag.

Am zweiten Tag haben wir uns auch gleich eine eSIM-Karte besorgt, was sich auch schnell als kluge Entscheidung herausgestellt hat, da man ohne portugiesisch zu sprechen ziemlich oft aufgeschmissen ist. So können wir die Speisekarten in Restaurants übersetzen und bleiben auch unterwegs stets online.

Das Klima hier ist heiß, manchmal drückend heiß, und die Luftfeuchtigkeit liegt konstant hoch. Man könnte fast sagen, man trägt den ganzen Tag über eine warme Weste. Nach kurzen Regenschauern – bislang waren es nur zwei – hoffe ich, dass es so bleibt, da andernfalls einige Streckenabschnitte unfahrbar werden.

Arraial d’Ajuda ist einer der bekanntesten Badeorte des Landes. Sowhol brasilianische als auch internationale Touristen kommen wegen der schönen, von roten Klippen umgebenen Strände sowie der vielen guten Pousadas (Hotels) und Restaurants. Und natürlich lockt das ganze Jahr über ein aufregendes Nachtleben. Arraial d’Ajuda, der Startort des Brasil Ride, ist ein malerischer Stadtteil von Porto Seguro im Bundesstaat Bahia. Er liegt auf einem Hochplateau über der Küste. Das Zentrum besteht aus vielen kleinen Geschäften, Boutiquen, Restaurants, Eisdielen und Bars. Das historische Arraial d’Ajuda mit seiner Kirche, die hoch über der Küste thront, ist ebenfalls ein sehenswerter Ort. Hier gibt es gemütliche Cafés, und besonders abends erwacht das Leben in den Bars. Die Stadt erwacht generell erst nach 18 Uhr zum Leben, wenn die Gassen sich mit Menschen füllen und überall Musik läuft.

Was das Essen angeht, gibt es hier wirklich alles, was das Herz begehrt – von Sushi über Pizza und Pasta bis hin zu typisch brasilianischer Küche. Meine Empfehlungen für das Mittagessen: „Portinha“, ein Buffetrestaurant mit einer riesigen Auswahl. Für das Abendessen: „Don Fabrizio“, ein Italiener, den es nach Brasilien verschlagen hat, „Frochettonne“, hier kann man Pasta, Soße und Zutaten selbst auswählen und „Sushi Yang“. Das Frühstück ist eher süß mit viel Kuchen. Aber es gibt auch Brötchen und Käse/Schinken und Marmelade. Zusätzlich habe ich mir Haferflocken und Mandelmilch im Supermarkt gekauft. Dort gibt es auch eine große Auswahl an verschiedenen Broten.

Ein weiteres Highlight sind die bunten „Fitinhas“, die an und rund um die Kirche hängen. Diese Bänder haben je Farbe eine spezielle Bedeutung, und man befestigt sie mit drei Knoten, wobei jeder Knoten für einen Wunsch steht. Wenn das Band von selbst abfällt, sollen die Wünsche in Erfüllung gehen.

So viel zum Drumherum. Jetzt zum eigentlichen Mountainbike-Abenteuer. Ich habe bereits meine ersten Trainingseinheiten hinter mir und um ehrlich zu sein: Es ist ein absolutes Abenteuer! Zum ersten Mal in meinem Leben befinde ich mich auf dem südamerikanischen Kontinent und zu Beginn hatte ich Respekt wegen der Sicherheit. Dieser verflog jedoch rasch, da die Menschen hier äußerst rücksichtsvoll gegenüber Radfahrern sind. Beim Überholen wird ausreichend Abstand gehalten, es wird gehupt, um anzuzeigen, dass ein Auto oder ein Motorrad von hinten kommt und die Einheimischen sind äußerst freundlich. Manchmal trifft man auf Straßenhunde, vor denen ich immer Respekt habe – das hat jedoch weniger mit dem Land als mit Hunden im Allgemeinen zu tun.

Dennoch sollte einem bewusst sein, dass nicht alle Straßen gleich Straßen sind. Viele offizielle Straßen sind hier Schotterwege, und die Fahrt kann durch die vielen kleinen Unebenheiten ziemlich rau sein.

Bisher habe ich die Etappen rund um Arraial d’Ajuda erkundet. Die Trails sind abwechslungsreich und führen durch Sand, Dschungel mit Laub auf dem Boden und wurzeldurchzogenen Abschnitten. Die Geräuschkulisse im Dschungel ist atemberaubend, und ich hatte bereits das Vergnügen, einige Leguane zu treffen. Bisher gab es zwar nur wenige Anstiege, aber diese waren extrem steil. Manchmal hatte ich wirklich Schwierigkeiten auf meinem Bike zu bleiben.

An meinem ersten Ruhetag besuchten wir den von vielen empfohlenen Strand von Trancoso. Etwa eine Stunde mit dem Auto (oder 45 Minuten mit dem Fahrrad) entfernt. Die Strände in dieser Gegend sind alle wunderschön, weitläufig und bieten zahlreiche Strandbars, in denen man Schatten und Drinks genießen kann. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Gezeiten (Ebbe und Flut) ändern sich, und abends ist kaum noch Strand verfügbar.

Als zusätzliche Ausflugsziele bieten sich der „Eco Parque“, ein Wasserpark, oder ein Tag in Porto Seguro an.

Jetzt aber genug von den „Reisetipps“, denn morgen geht’s endlich los! Die Stadt füllt sich allmählich mit Mountainbiker*innen, die sich auf das bevorstehende Brasil Ride 2023 freuen. Die Vorfreude steigt stetig, und ich kann es kaum erwarten, dieses aufregende Abenteuer zu beginnen.

In den nächsten Tagen werde ich euch nicht nur über das Rennen selbst, sondern auch über alles drum herum auf dem Laufenden halten. Eines kann ich bereits verraten: Wir werden drei Nächte im Zelt verbringen, und ich freue mich auf all die spannenden Erfahrungen, die der Brasil Ride 2023 mit sich bringen wird.

Wir hören uns!
Euer Stiebi

 

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