Meine elfte Teilnahme am Cape Epic – und es hätte kaum intensiver sein können! Dieses Rennen wird mir noch lange in Erinnerung bleiben, nicht nur wegen der brutal anspruchsvollen Strecke und der unerbittlichen Hitze Südafrikas, sondern vor allem wegen der dramatischen Wendungen, die mir in diesen acht Tagen alles abverlangt haben. Vom perfekten Start über bittere Rückschläge bis hin zum Solo-Finale – dieses Cape Epic war ein echtes Wechselbad der Gefühle.
Der erste Rückschlag: Partnerwechsel in letzter Sekunde
Eigentlich war geplant, mit meinem langjährigen Teamkollegen Martin Frey an den Start zu gehen. Unsere Vorbereitung verlief perfekt – intensives Training im Schwarzwald, dazu drei optimale Wochen rund um das TankwaTrek im Februar. Die Form stimmte. Doch dann der Schock: Kurz vor dem Start wurde Martin krank. Die bange Frage: Kann er fahren oder wird er ausfallen? Doch dann das Unerwartete: Fabian Rabensteiner, ein Weltklassefahrer aus Italien, stand ebenfalls ohne Teampartner da, weil sich sein Kollege schwer verletzt hatte. Nun mussten wir eine Entscheidung treffen, fahren Martin und ich zusammen mit dem Risiko, dass es Martin in den nächsten Tagen nicht besser geht und im schlimmsten Fall aussteigen muss oder lasse ich Martin, meinen Teamkollegen und besten Freund zurück und Fahre mit Fabian. Es war wohl eine der schwierigsten Entscheidungen die ich in meiner Karriere treffen musste. Letztendlich haben Martin und ich die entscheidung zusammengetroffen, dass es besser ist für alle Beteiligten wenn er das Cape Epic auslässt und ich mit Fabian fahre. Fabian und ich kannten uns von den Rennen, hatten aber noch nie gemeinsam ein Rennen bestritten. Kurzentschlossen meldeten wir acht Minuten vor Ablauf der Frist unseren Teamwechsel – eine spontane Entscheidung, die sich als goldrichtig erweisen sollte.
Starker Start, extreme Bedingungen
Mit null gemeinsamer Rennerfahrung starteten Fabian und ich in das härteste Mountainbike-Rennen der Welt – und wir schlugen uns beachtlich! Bereits im Prolog landeten wir auf Rang acht, es war der beste Prolog, den ich bisher hatte. Die folgenden Tage waren geprägt von sengender Hitze, Staub und gnadenlosem Gegenwind. Doch wir harmonierten erstaunlich gut. Auf den ersten langen Etappen kämpften wir uns immer weiter nach vorne, lieferten uns Duelle mit der Weltspitze und erreichten zur Rennhalbzeit den vierten Gesamtrang. Plötzlich war das Podium in greifbarer Nähe! Mein Vertrauen in Fabian und unsere Teamleistung wuchs mit jeder gefahrenen Stunde – es fühlte sich an, als könnten wir in der zweiten Rennhälfte noch richtig angreifen. Denn wir beide werden bei den Langstreckenrennen hinten raus immer besser.
Der nächste Schock: Sturz und Schmerzen
Doch dann zeigte das Cape Epic seine gnadenlose Seite. Auf der vierten Etappe wurde Fabian in einen Sturz verwickelt. Erst schien es, als hätte er Glück gehabt – er fuhr weiter. Doch am nächsten Tag wurde klar: Sein Oberschenkel hatte ein riesiges Hämatom abbekommen, und die Schmerzen wurden immer schlimmer. Auf der Königsetappe mussten wir das Tempo extrem drosseln, und plötzlich waren unsere Ambitionen dahin. Trotz allem biss Fabian sich ins Ziel, aber noch in der Nacht wurde klar: Es geht nicht mehr. Wir sind dann zwar noch die sechste Etappe gemeinsam gestartet, an der ersten Verpflegungsstation musste er das Rennen dann doch aufgeben. Bitter – für ihn, für uns als Team, und natürlich auch für mich.
Finale als „Lonely Leopard“
Und jetzt? Plötzlich war ich wieder allein. Doch aufgeben? Keine Option. Als sogenannter „Outcast“, als Fahrer ohne Partner, durfte ich noch die letzte Etappe des Cape Epic bestreiten. Ich bekam das spezielle „Lonely Leopard“-Trikot. Ich wollte dieses epische Rennen mit einem starken Solo-Finale beenden und nochmal alles geben.
Die Strecke war durch den Regen extrem schwer zu fahren, doch ich pushte mich bis an die Grenze. Vor allem in der ersten Rennstunde gab ich Vollgas – nicht für eine Platzierung, sondern für mich selbst. Am Ende kam ich ins Ziel, ohne Wertung, ohne Weltcup-Punkte, aber mit der Gewissheit: Meine Form stimmt! Trotz aller Rückschläge hat mein Körper die Belastung gut weggesteckt. Die harte Vorbereitung im Schwarzwald hat sich ausgezahlt.
Fazit: Ein Rennen, das mich geprägt hat
Das Cape Epic 2025 war ein Abenteuer voller Höhen und Tiefen. Vom unerwarteten Partnerwechsel über die grandiose Teamleistung bis hin zur bitteren Aufgabe und dem Solo-Finale – dieses Rennen hat mir wieder einmal gezeigt, warum ich diesen Sport so liebe. Mountainbiken ist unberechenbar, es verlangt einem alles ab – aber genau das macht es so besonders.
Jetzt heißt es, die Erlebnisse sacken zu lassen, aus den Erfahrungen zu lernen und den Fokus auf die nächsten Herausforderungen zu richten. Ich bin bereit – und das nächste große Rennen kann kommen!