Mission Gesamtpodium – die beiden letzten Renntage
Die sechste Etappe war das traditionelle Zeitfahren mitten durch das historische Arraial d’Ajuda. Es war echt der Wahnsinn, wie viele Leute an den Straßen und vor allem an der legendären Treppe standen. Man wurde förmlich hochgepeitscht. Der Regen machte die kopfsteingepflasterten Straßen ziemlich rutschig, und der Veranstalter hatte alle Hände voll zu tun, die gesamte Innenstadt abzusperren, während sie gleichzeitig darauf achten mussten, dass keine Menschen, Autos oder Hunde auf der Strecke waren. Das gelang leider nicht wirklich und man musste jede Sekunde hellwach sein.
Nach fünf Tagen Rennen ist ein Einzelzeitfahren immer etwas Besonderes, denn man muss seinen eigenen Rhythmus finden und in 45–50 hochintensiven Minuten alles geben. Der Kurs führte zuerst durch die Stadt, dann über einige Singletrails, schnelle Schotterwege und zum Schluss wieder durch Singletrails auf insgesamt 19 km bis ins Ziel. Für mich bedeutete es am Ende erneut den dritten Platz und somit mein viertes Tagespodium in dieser Woche.
Zum Schluss stand dann noch die siebte, letzte Etappe – der finale Push sozusagen: Da ich im Zeitfahren Zeit auf die viert- und fünftplatzierten Fahrer gutmachen konnte, lag mein Fokus darauf, sicher zu fahren, um Rang drei in der Gesamtwertung abzusichern. Besonders in einigen längeren Trailabschnitten musste man vorsichtig sein, da im Dschungel viele Äste und Laub auf den Wegen lagen. Nach 30 km musste ich dann die Spitze ziehen lassen und wurde am Ende Vierter im Sprint. Völlig erschöpft, aber überglücklich, dass ich in der Gesamtwertung am Ende dieser langen Saison noch den dritten Platz erreichen konnte. Und das hinter den beiden Legenden Tiago Ferreira und Henrique Avancini.
Was bleibt nach sieben harten Renntagen beim Brasil Ride hängen? Ohne jegliche Erfahrung ging ich hier an den Start. Es war gut, dass ich mich im Vorfeld über einige wichtige Dinge informiert hatte, wie zum Beispiel, dass es wichtig sei, einen Camelbak zu haben und genügend Ersatzmaterial mitzubringen. Anfangs war ich skeptisch hinsichtlich des Trainings und der Sicherheit, aber diese Bedenken verschwanden in den ersten beiden Tagen. Hier kann man wirklich überall bedenkenlos Radfahren. Die Leute vor Ort sind superfreundlich und hilfsbereit. Portugiesisch ist von Vorteil, aber man kann sich auch mit Englisch oder dem Google-Übersetzer verständigen. Im Start- und Zielort Arraial d’Ajuda selbst gibt es einen großen Supermarkt, in dem man alles bekommt, Wäschereien und in den Tagen vor dem Event lokale Bikeservice Stationen, die für kleines Geld dein Bike reinigen. Ratsam ist es vor Ort sich eine Sim-Karte zu besorgen oder zu Hause schon die E-Sim zu installieren.
Das Event
Das Essen war hervorragend, das Camp war abenteuerlich und eine coole Erfahrung. Die logistische Organisation war top, zudem war alles fußläufig erreichbar. Es gibt auch hier die Möglichkeit, das Bike reinigen zu lassen. Man konnte Full-Service-Pakete buchen und es gab Physiotherapeuten vor Ort. Das Rennen war medial perfekt organisiert, und die Veranstalter schickten immer abends Bilder vom Renntag.
Die Strecke
Zur Strecke: Die Gesamtstrecke von 500 km hatte zwar mit 9.500 Höhenmetern im Verhältnis nicht so viele Höhenmeter und auch Trails waren prozentual nicht üppig, aber sie schmerzten mit ihren kurzen, sehr steilen Anstiegen durchaus heftig. Der Großteil der Strecke bestand aus Schotterstraßen und Jeep-Pisten. Die Dschungel-Trails waren einzigartig, mit ihrer grünen Umgebung und den beeindruckenden Geräuschen.
Das Wetter war eine Herausforderung, mit Regen, Trockenheit, Schwüle, Hitze und Gewittern. Es ist ratsam, Reifen mit gutem Grip mitzubringen, falls es regnet, da die Wege sehr rutschig werden. Aufgrund des vielen Sandes sollte auch ausreichend Ersatzmaterial mitgenommen werden. Es gibt zwar die Möglichkeit, Dinge beim Shimano-Service zu kaufen, aber sie sind hier tendenziell teurer als in Europa.
Die Menschen
Die Begeisterung der Leute für Mountainbiken hier ist unglaublich. An den Strecken, in den Orten und vor allem hier an den letzten beiden Tagen in Arraial d’Ajuda war es einfach nur schön zu sehen und vor allem zu hören, wie wir angefeuert werden. Es war zudem großartig zu sehen, wie Henrique Avancini hier gefahren ist und wie er als Star gefeiert wurde. Es war mir eine Ehre Teil seines letzten Rennens als Profifahrer gewesen zu sein und ich schätze ihn und seine Art sehr.
Ein Tipp zum Schluss von mir: Wenn du dich für die Reise und das Abenteuer Brasil Ride entschiedest, solltest du auf jeden Fall zusätzliche 6-7 Tage einplanen, um die Strände und die Stadt in Ruhe erkunden zu können. Zusammenfassend lässt sich sagen: Es ist mehr als nur ein Rennen, es ist ein Abschnitt im Leben, wie es der Slogan des Brasil Ride sagt.
Party Time! Die achte Etappe
Und dann kam die spektakuläre achte Etappe, die Abschlussfeier. Hier trafen viele Fahrer, Organisatoren und Einheimische im Strandclub UIKI zusammen. Bilder gibt es keine, das muss man selbst erleben, wenn man beim Brasil Ride dabei ist.
Vielen Dank fürs Lesen! Ich hoffe, es hat euch gefallen und vielleicht habt ihr Lust bekommen, euer eigenes Abenteuer beim Brasil Ride zu erleben.